Neujahrsgrüsse für Pflanzenfreunde

Publiziert am 4. Januar 2021 von Wolf-Dieter Storl

Hier oben, wo ich wohne, herrscht Winterskälte, es liegt Schnee, die Tage sind kurz und die Nächte lang. Was machen da die Pflanzen: Sie ziehen sich zurück in die schützende Erde, in die Wurzeln, harren als Samen aus oder hüllen sich in sicher verpackte Knospen. Und wissen, mit der Wintersonnwende wurde das neue Licht in den Tiefen wiedergeboren.

Die Lüge vergeht, die Wahrheit besteht.

-Sprichwort

Der Winter bricht herein

Auch wir Menschen erleben immer wieder Zeiten, die lebensfeindlich und ungemütlich sein können, Zeiten in denen dämonische Mächte – oder Menschen, die von solchen Mächten besessen sind – versuchen ihnen die Lebensfreude zu nehmen, sie in Angst und Schwermut zu versetzen. Es scheint als ist ein solcher „Winter“ auf uns hereingebrochen. Da sollten wir uns die Pflanzen als Vorbild nehmen: in uns hineingehen, zu unseren spirituellen Wurzeln finden; unsere Seelen in gute Gedanken und lebensnährende Imaginationen warm einpacken und Vertrauen haben, dass sich alles wieder zum Besten wandeln wird.

Dabei helfen uns die altüberlieferten Bräuche, wie etwa das Anzünden der Adventskerzen und das bewusste Erleben der zwölf heiligen Wintersonnwendtage, das in die Stube bringen des Weihnachtsbaumes mit seinem Lebensgrün und Lichtern, das Singen von Liedern und das Ausrächern unseres Lebensraumes mit duftenden Kräutern. Das schafft der Seele frohe Bilder.

Selbstverständlich gehört auch ein ausgelassenes, lärmendes Neujahrsfest dazu. Schon lange feierte man das alte heidnische, mit dem Christentum verquickte Fest – benannt nach Papst Silvester, der 335 n.u.Z. starb – mit Peitschenknallen, Trommeln, Dudelsack und dem Rummelpott (ein niederdeutsches Lärminstrument), mit Turmblasen in den Städten und dem Dreschen auf den Dielen, und dann in jüngerer Zeit, mit dem Neujahrsschießen, Feuerwerk, Knallfröschen, Raketen, Böller und den Knallen von Sektkorken. Auch die Kirche läutet das Neujahrsfest mit ihren Glocken ein. Das Lärmen ist wichtig um das Neue Jahr gebührend zu begrüßen und auch um ungute Geister zu vertreiben, damit es ein gutes neues Jahr werden kann.

Glücksbringer zu Neujahr

Als Glückszeichen zum Neujahrsfest gehören kleine Glückspilze aus Marzipan, in Erinnerung an vorchristliche Zeiten, als der Fliegenpilz von den heidnischen Seherinnen und Schamanen (Zauberern) eingenommen wurden, um zu den Zwergen, Göttern und Ahnen zu reisen, die der Menschenwelt in den Wintersonnwendnächten ganz nahe sind. Auch ein Marzipanschweinchen gehört zu unserem Neujahrsfest; es ist eine Erinnerung an Freyrs goldborstigen Eber, der das, während der heiligen Zeit stillstehende Jahresrad, mit seiner Kraft anschiebt, so dass es wieder zu drehen beginnt. Der schwarze Schornsteinfeger (Kaminkehrer) ist ebenfalls ein Glücksbringer, da er den Schornstein (Rauchfang, Esse), diesem Eingang der Geister ins Haus, reinigt, so dass die guten Geister Einzug halten können. Auch der Glücksklee verdient Erwähnung; der sehr seltene, vierblättrige Klee (Trifolium repens) war schon den Kelten heilig. Inzwischen mogeln wir mit einem Sauerklee (Oxalis tetraphylla) aus Mexiko, der kein wirklicher Klee ist, aber immer vier Blätter hervortreibt. Der Glücksklee versinnbildlicht unter anderem die vier Jahreszeiten (das Jahreskreuz).vv